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8 | Grönland Expedition 1930/31

  • Station Eismitte Grönland Expedition 1930/31

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum, CC-BY-NC-SA

  • Grönland Expedition 1930/31

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum, CC-BY-NC-SA

  • die Motorschlitten der Grönland Expedition 1930/31

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum, CC-BY-NC-SA

  • letztes Foto der Grönland Expedition 1930/31: Alfred Wegener (links) und der Inuit Rasmus Villumsen an der Station Eismitte

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum, CC-BY-NC-SA

  • sechs Meter hohes Kreuz am Fundort des Leichnam Wegeners

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum, CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    Die Dimensionen der großen Grönland-Expedition von 1930 sind neu und einzigartig. Drei Stationen werden errichtet: West, Ost und „Eismitte“. Ausrüstung, Lebensmittel, Instrumente und Petrolium, insgesamt 10 Tonnen Lasten, müssen auf einen Gletscher in 1.000 Meter Höhe zur Weststation gebracht und Teile davon 400 km weit bis zur Mitte des Inlandeises vorgeschoben werden, um dort die Überwinterung zu sichern. Transporte solchen Ausmaßes hat es in Grönland nie zuvor gegeben.

    Der Expedition stehen von Anfang an vielfältige Herausforderungen bevor. Eine sechswöchige Wartezeit beim Anlanden wegen des verspäteten Eisaufgangs hat den Beginn der Transporte auf das Inlandeis verzögert. Technische Probleme und extremste Witterung gefährden den Erfolg des wissenschaftlichen Programms. Trotz enormer Schwierigkeiten und unter härtesten Bedingungen absolviert die Expedition ein umfangreiches Forschungs- und Beobachtungsprogramm. Mit Mut, Erfindungsreichtum und Enthusiasmus stemmen sich die Teilnehmer gegen alle Widrigkeiten. Die Expedition gilt noch heute als vorbildlich. Als Ende August endlich alles notwendige Material an der Weststation ist und gleichzeitig die Einrichtung der Station „Eismitte“ voranschreitet, notiert Wegener: „Hier wird ein Traum Wirklichkeit, […] Wir beginnen eine neue Epoche der Polarforschung.“

    Schon seit Ende Juli wurde begonnen, am Kilometer 400 auf dem Inlandeis in 3.000 m Höhe die Station „Eismitte“ zu errichten. Als Wohnbehausung dient eine unterirdische Firneishöhle, in der Temperaturen nicht über minus 5° C erreicht werden. Im August und im September bringen zwei weitere Schlittenkolonnen etwa zwei Drittel des für eine Überwinterung benötigten Materials nach „Eismitte“. Doch dann verschlechtern sich die Wetterbedingungen rapide. Die Propellerschlitten versagen im September auf halber Strecke bei Tiefschnee ihren Dienst. Voller Sorge übernimmt Wegener die Leitung einer vierten Hundeschlittenkolonne, um noch fehlende Ausrüstungen nach „Eismitte“ zu bringen. Am Kilometer 151 muss er Anfang Oktober wegen katastrophaler Witterungsbedingungen die Kolonne zurückschicken. Alfred Wegener, Fritz Loewe und der Grönländer Rasmus Villumsen reisen allein mit ihren Hundeschlitten weiter.
    Nach 40tägiger Reise bei Temperaturen von bis zu minus 54° C treffen sie am 30. Oktober in der Station „Eismitte“ ein. Am 1. November feiert Alfred Wegener seinen 50. Geburtstag in der Firneishöhle der Station. Danach treten er und Rasmus Villumsen auf Skiern mit zwei Schlitten und 17 Hunden in der Polarnacht die Rückreise nach Westen an. Auf dem Rückweg, um den
    15. November 1930, stirbt Alfred Wegener, vermutlich durch Herzversagen wegen Überanstrengung, knapp 200 km von der Weststation entfernt. Auch Villumsen erreicht die Weststation nicht – sein Leichnam ist bis heute verschollen geblieben.

    Fritz Loewe gelingt gemeinsam mit Johannes Georgi und Ernst Sorge die erste Überwinterung von Menschen im Inlandeis von Grönland – bei Außentemperaturen bis minus 65° C.

    Am 7. Mai 1931 treffen die beiden Propellerschlitten in „Eismitte“ ein. Bei der Rückverfolgung des Weges wird Wegeners Leichnam am Kilometer 189,5 gefunden. Wegener bleibt vor Ort bestattet – im August 1931 errichten die Expeditionskameraden bei der Rückreise von „Eismitte“ am Grab ein sechs Meter hohes, weithin sichtbares Kreuz.

    Gesprochen von Frank Matthus